Schlagwort-Archive: MariaDB

MySQL und MariaDB – eine Nachbetrachtung

Heute möchte ich nochmals meine Gedanken aus dem Beitrag Die Zukunft von MySQL ist eine spannende Angelegenheit aus dem Jahre 2013 aufgreifen. Sind die Befürchtungen wahr geworden, gibt es mittlerweile neue Gesichtspunkte?

Oracle hat sich in der Vergangenheit bei Open Source Projekten nicht gerade beliebt gemacht, insofern bestanden auch bei MySQL ernsthafte Bedenken, was die künftige Marschrichtung und Zukunft anbelangte. Entgegen aller Unkenrufe scheint es Oracle mit MySQL aber ernster zu meinen als mit anderen „Randprodukten“, die vermutlich aus Oracle-Sicht nicht ganz ins Portfolio passten. Das zeigt sich an der Entwicklung von MySQL in den letzten Jahren: mit MySQL 5.7 haben viele sinnvolle Dinge Einzug gehalten, an der nächsten Version 8.0 wird zudem aktiv gearbeitet und diese wird auch alte Zöpfe abschneiden.
Ein großer Kritikpunkt der weiterhin besteht ist allerdings der Umgang mit Bugtracker-Einträgen. Nicht alle sind öffentlich zugänglich, manche stehen nur Oracle-intern zur Verfügung. Ganz offen zeigt sich hier Oracle also weiterhin nicht. Auch das MySQL Updates in der Regel an festen Oracle Patchdays erscheinen, stößt so manchem Bitter auf. Hier kann MariaDB natürlich definitiv punkten und zeigt sich offener.

Apropos MariaDB. Auch hier hat sich im Laufe der Jahre einiges getan und erst kürzlich wurde die stabile Version 10.2 veröffentlicht. Linux Distributionen setzen nun mehrheitlich auf MariaDB, mit Debian Stretch ist vor etwas mehr als einem Monat eine weitere große dazugekommen. Dabei zeigt sich immer mehr, dass MariaDB nicht mehr nur ein Fork darstellt, sondern mit der Zeit viel mehr zu einem eigenständigen Produkt wird. Noch dürften die jeweiligen Eigenheiten von MySQL und MariaDB normale Webanwendungen nicht großartig tangieren, aber ob dies auf langfristige Sicht so bleiben wird bleibt fraglich. Solange wir uns damit aber noch nicht herumschlagen müssen, darf die Wahl nach Gusto erfolgen. Insofern ist es immer schön eine offene Alternative wie MariaDB in der Hinterhand zu haben.

Ich selbst bin persönlich noch bei MySQL geblieben, allerdings benötigen meine Webanwendungen bislang keine der speziellen Funktionen von MySQL oder MariaDB – ein späterer Wechsel wäre also noch relativ problemlos durchführbar. Insofern verfolge ich entspannt beide Entwicklungslinien, MySQL und MariaDB dürfen sich durchaus beidseitig inspirieren 🙂

Unter dem Strich lässt sich festhalten, dass auch MySQL noch lange nicht tot ist. Auch wenn sich so mancher Kritikpunkt weiterhin nennen lässt, hat Oracle MySQL zumindest nicht fallen lassen.

Die Zukunft von MySQL ist eine spannende Angelegenheit

LAMP steht heutzutage noch für Linux, Apache, MySQL und PHP. Das „M“ könnte irgendwann einmal aber zu MariaDB werden, das die ursprüngliche Idee eines Open Source Business Modells weiterführt.
Oracle macht sich mit der Weiterentwicklung von MySQL in der letzten Zeit nicht gerade viele Freunde. Einige Linux Distributionen haben den Schritt schon gewagt und sind zu MariaDB gewechselt (wie einst von Open- zu LibreOffice – ja, auch hier war Oracle Stein des Anstoßes). Dass sich nun auch ein großer Hoster wie 1und1 zu Wort meldet, klingt in diesem Kontext nicht gerade uninteressant und könnte ein weiterer Puzzlestein in der Zukunftsgeschichte von MySQL darstellen. Gewiss, ein Ende von MySQL ist aktuell nicht in Sicht, aber mit MariaDB hat sich eine starke Alternative in Position gebracht, die ursprüngliche Stärken wieder aufleuchten lässt und auch transparenter wirkt. Die Frage liegt nun einmal mehr bei den Nutzern: wo liegt die Toleranzgrenze in Sachen MySQL und werden die Dominosteine der Webcommunity in absehbarer Zeit in Richtung MariaDB fallen?

Interessant ist auch ein Blogeintrag vom ursprünglichen MySQL-Gründer Monty (der sich nun für MariaDB stark macht) aus dem Jahre 2011. Dieser fasst zusammen, wieso das Open Source Modell viel eher zu MySQL passt – das sah im übrigen selbst Sun damals so.